Die blaue Welle – Polarisierung durch die AfD und die liberale Antwort
Wer heute die politischen Debatten in Deutschland verfolgt, spürt die zunehmende Polarisierung. Die AfD inszeniert sich als Alternative, während sie in Wahrheit den Kern unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens aushöhlt. Um die Gegenkräfte zu stärken, lohnt ein Blick in die Geschichte – und ein klares Bekenntnis zum Liberalismus als Leitidee.
Geschichtliches Wissen als Fundament der Demokratie
Die deutsche Gesellschaft trägt historische Brüche, die bis heute nachwirken. Von der Zersplitterung in Fürstentümer über die Reichsgründung 1871, das Scheitern der Weimarer Republik bis hin zur Katastrophe des Nationalsozialismus – all das prägt uns. Dennoch sind die Kenntnisse darüber oft lückenhaft. Wer in Deutschland aufwuchs, lernte zwar Daten und Jahreszahlen, doch die tiefere Bedeutung bleibt vielen verborgen.
Das zeigt sich im europäischen Verhältnis: Nur wenige Deutsche können spontan alle direkten Nachbarländer benennen, geschweige denn deren Geschichte erklären. Dabei ist es entscheidend, zu verstehen, wie unsere Nachbarn uns wahrnehmen. Polen beispielsweise verbindet mit Deutschland mehr Erfahrungen von Teilung, Unterdrückung und Krieg als von Partnerschaft. Wer das ignoriert, versteht nicht, warum Vertrauen in Europa immer neu erarbeitet werden muss.
Frankreich hat über Jahrhunderte einen starken Zentralstaat entwickelt, während Deutschland in inneren Konflikten, etwa im Dreißigjährigen Krieg, zerrieben wurde. Diese Unterschiede erklären, warum Nachbarländer bis heute skeptisch sind, wenn Deutschland zu dominant auftritt.
Die Leerstelle, die Populisten füllen
Wo historisches Wissen fehlt, wo Zusammenhänge nicht geübt und reflektiert werden, da fallen die einfachen Parolen der AfD auf fruchtbaren Boden. „Unser Land zuerst“ klingt eingängig – ist aber ein gefährlicher Rückfall in völkisches Denken. Wer auf Abschottung, Austritt aus der EU oder gar den Euro setzt, schwächt nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Nationalismus führt nicht zu Stärke, sondern zu Isolation, Unsicherheit und wirtschaftlichem Rückschritt.
Die AfD bietet keine Lösungen für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit: Migration, Rentensystem, internationale Wettbewerbsfähigkeit. Sie arbeitet mit Schwarz-Weiß-Mustern, mit der Spaltung zwischen „denen da oben“ und „uns hier unten“. Sie sondert keine Extremisten aus, sondern bindet sie ein. Das ist nicht nur demokratiegefährdend, es ist demokratiefeindlich.
Liberalismus als Antwort
Die liberale Idee bietet einen klaren Gegenentwurf. Freiheit ist nicht Beliebigkeit, sondern immer verbunden mit Verantwortung – für sich selbst, für andere, für die Gesellschaft und für unsere Nachbarn.
Liberales Denken bedeutet:
Nur ein stark eingebundenes Deutschland, das in Europa Verantwortung übernimmt, kann auch selbst Freiheit, Sicherheit und Wohlstand bewahren.
Der Auftrag an uns alle
Der Liberalismus fordert uns heraus: Wir müssen bereit sein, die eigene Freiheit aktiv zu verteidigen. Das bedeutet, uns Wissen anzueignen, unsere Geschichte zu kennen, die Sorgen anderer ernst zu nehmen und mit unseren Nachbarn im Gespräch zu bleiben. Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Sie lebt davon, dass wir sie Tag für Tag mit Leben füllen.
Wenn die AfD ruft „unser Land zuerst“, dann ist das kein Programm für die Zukunft, sondern ein Rückschritt in die Vergangenheit.
Die liberale Antwort lautet: Europa zuerst – weil wir nur gemeinsam frei bleiben.
Bildung schafft Freiheit – und Freiheit braucht Bildung.
Deshalb kämpfe ich für beides.
Lars Békési.